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MachtFrage 241
Warum ist Schumi nach sechs
Formel-1-WM-Titeln immer noch am höchsten motiviert?
Warum stand schon vorher fest, daß er an diesem 29.
August 2004 zum siebten Male Weltmeister wurde?
Kennen Sie jemanden außer Michael Schumacher, der
sich derartig auf (und über) jeden Sieg (nicht
2. 3. oder 6.Platz) freuen kann? Warum nur?
Kennt irgend jemand dieses Gefühl so wie er?
Fakten:
Als Michael Schumacher
zu Benneton kam, legte der damalige Team-Chef
Flavio Briatore
fest, daß alle Team-Mitglieder vom einfachen
Wagenpfleger bis zum Chefkonstukteur (außer
einem kümmerlichen Fixum) erst anfangen, zu
verdienen, wenn die beiden Fahrer zusammen
mehr als 49 WM-Punkte herausgefahren haben.
Damals wie heute fühlte sich außer M.
Schumacher niemand so sicher, auf einen
derartigen Handel einzugehen. Gleichzeitig
wurde festgelegt, daß für die
Weiterentwicklung und die jeweilige
Abstimmung der Rennwagen vorrangig (später
ausschließlich) die Erkenntnisse maßgeblich
sein sollen, die der jeweilige Fahrer von
seinen Trainings und Testfahrten mitbringt.
Folge: Das Team wollte von M. Schumacher
immer mehr Details wissen, wie die Rennwagen
immer zuverlässiger und schneller gemacht
werden können. Der Fahrer-Kollege schloß
sich i.d.R den Abstimmungswünschen von
Schumacher an. Das gegenseitige Feedback
klappte alsbald so hervorragend, daß
Benneton nicht nur auf Testfahrer, sondern
auch auf Hierarchie in der Teamleitung
verzichten konnte. Erfolg: in zwei Jahren
zwei mal Weltmeister.
Diese Strategie von Briatore basierte nicht
auf Willkür. Er hatte in Erfahrung gebracht,
daß M. Schumacher schon bei Jourdan,
seinem vorherigen (ersten) Rennstall durch
seine unermüdlichen Testfahrten aufgefallen
war, obwohl seine Erkenntnisse und Anregungen
dort nur selten verwertet worden waren.
Diesen Hang zum Perfektionisten hatte
Briatore erkannt und mit Erfolg für sein
Team eingespannt. Noch heute bei Ferrari ist
M. Schumacher der einzige Rennfahrer, der auf
eigene Testfahrer ganz verzichtet und bei Tag
und Nacht ein unvorstellbares Pensum von
Testfahren selbst absolviert. Kein Wunder,
daß seine Team-Kollegen (Tüftler und
Monteure) so oft es geht an der Teststrecke
dabei bleiben wollen und daß der Ferrari-Inhaber
in seinem eigenen Anwesen an der Teststrecke
eine Unterkunft für Schumi eingerichtet
hatte.
In den letzen 4 Jahren wurden die Regeln
geändert, "um die Karten neu zu
mischen". Jedes Mal wurde damit bei
Schumi die "Lust am
Vorsprung"
angestachelt, auch nach den neuen Regln die
Konkurrenz zu überraschen. Wenn man glaubte,
mit den häufigen Regeländerungen den
anderen Teams zu helfen, hatte man sie nur
mehr belastet. Um der mentalen Schumacher-
Strategie beizukommen, wäre denen mehr damit
gedient, wenn sie ihre Rennwagen über
mehrere Jahre nach beständigen Regeln
ausfeilen könnten. |
Advocatus.Diaboli.info fragt:
Warum werfen alle sog.
"Sportjournalisten" nur noch die absurde
Frage auf, ob Schumi nicht bald die "Lust am
Siegen verliert"? Oder was man tun kann, daß er
nicht ununterbrochen gewinnt?
Warum fragt niemand danach, wie
viele Dinge er anders macht, als die anderen
Rennfahrer? Warum lauscht kein anderes Team so
akribisch auf die Töne und Untertöne eines anderen
Fahrers? Warum gibt die ganze "Scuderia"
seinen Vorstellungen so viel Bedeutung?
Können wir von so gut bezahlten
Journalisten nicht verlangen, daß sie sich für
Top-Interviews mehr kontruktive statt destruktiver Fragen
einfallen lassen? Können die das nicht - oder wollen
die das nicht?
Bringen derartige Abwärts-Fragen der Journallie mehr Kasse oder den Pulitzerpreis näher?
"Darf Advocatus Diaboli solche Fragen stellen? Hätte nicht
jeder die Macht dazu?"
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