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MachtFrage 300

Wolllen wir Duckmäuser als Politiker in hohen Ämtern?
Oder wollen das nur die "ideoligischen Kleinkaros", die "starke Typen außen vor" halten wollen?

Heute, am 27.Oktober 2004 hat der designierte EU-Kommissionspräsident Barroso in letzter Minute seine Vorschlagsliste für die Wahl der EU-Kommissare im EU-Parlament zurückgezogen. Von sieben Kandidaten waren vorab schon sechs durch Schwächen in der Kompetenz und einer durch Stärke in der Gesinnung aufgefallen.

Als Rocco Buttiglione sich als kritischer, christlicher Politiker in dem "schwierigen Verhältnis" unseres Kanzlers mit Kollegen Berlusconi und seinen "unglücklichen Äußerungen" über Italiener im Allgemeinen mutig vor Gerd Schröder stellte und mit seinem duldsamen Lächeln und Humor die Adriawogen glättete, da wurde er noch mit seinem charmanten Akzent in den prominentesten Talkshows von Christiansen bis Illner durchgereicht.

Erst, als er sich nicht als Homosexueller oder Berlusconi-Bekämpfer, sondern entgegen der "Political Correctness" als Christ outete, traute sich in Deutschland niemand zu sagen "und das ist gut so"!

Ein offener Familienmensch,

der auch freundlich zuhören kann:

Als Advocatus.Diaboli.info frage ich:

(Warum regen sich nur Leute auf, die freiwillig weder katholisch, noch Christ sein wollen? Wenn es um Sünde geht, sind sie doch ohnehin nicht betroffen.)

Wäre es den deutschen Bedenkenträgern lieber gewesen, wenn er sich - wie sonst üblich - erst nach seiner Wahl dazu bekannt hätte, wie sein Rückgrat beschaffen ist? Wollen wir stattdessen lieber Kneifer und Feiglinge in hohen Ämtern?

War es bei seiner politischen Vergangenheit nicht eher anzunehmen, daß er mit seinem Bekenntnis die kritische Beobachtung für sich herausfordern wollte, wie er das Amt als EU-Kommissar ideologiefrei und gewissenhaft führen wird? Wird ein anderer Politiker ohne Gewissen das Amt so ausführen können? Ist ein islamisches genau wie ein christliches Gewissen nicht allemal wertvoller, als eines, von dem wir die Werte nicht kennen? Inquisition jetzt von links?

Ist es denn so schwer zu ertragen, daß die Italiener in vielen EU-Vergleichen derzeit besser sind, als wir? Reformfähigkeit? Anzahl Feiertage? Wachstum? Beschäftigung? Neuverschuldung? PISA? usw.

Oder sind wir in unserer Selbstgefällikeit schon so italiener-verbissen, daß wir wie M. Schulz im Parlaments-TV jedermann, der aus Italien kommt, mit verzerrter Attitüde bekämpfen? Kommen gute Menschen nur aus Deutschland - von links?

Original Buttiglione-Zitate aus Oktober 2004

"Ich glaube, dass viele Menschen Sünder sind, dazu zähle auch ich selbst, und ich glaube nicht, dass sie schlimmere Sünder sind als ich. Das ist eine theologische Frage, und sie sollte unsere Politik nicht beeinflussen", sagte Buttiglione in dem Interview.

"Aber sollte ich diskriminiert werden, weil ich Katholik bin, dann ziehe ich es vor, Katholik zu bleiben."

SPIEGEL ONLINE - 05. Oktober 2004, 19:40
URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,321622,00.html
Was Rocco Buttiglione (vor der Brüsseler Inquisition) wirklich gesagt hat!
Der designierte EU-Innenkommissar Rocco Buttiglione bekennt sich unverdrossen zu seinem äußerst engen Ehe-Verständnis. Er denke "vielleicht, dass Homosexualität eine Sünde ist", das sei jedoch folgenlos - "außer ich würde sagen, Homosexualität ist eine Straftat." Zudem stand seine rigide Flüchtlingspolitik in Brüssel unter Beschuss.

SPIEGEL ONLINE - 11. Oktober 2004, 20:38
URL:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,322651,00.html
Europäische Union: Ausschuss lehnt Justizkommissar ab
Der Justizausschuss des EU-Parlaments hat den designierten EU-Justizkommissar Buttiglione abgelehnt. Ein bisher einmaliger Beschluss, der Kommissionspräsident Barroso in Bedrängnis bringen könnte. Der Italiener war vor allem mit seiner Haltung zur Homosexualität, zur Rolle der Frau und zur Einwanderung auf Widerstand gestoßen.

SPIEGEL ONLINE - 14. Oktober 2004, 12:26
URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,323073,00.html
EU-Kommission: Buttiglione deutet möglichen Amtsverzicht an

SPIEGEL ONLINE - 16. Oktober 2004, 15:54
URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,323531,00.html
EU-Kommission: Buttiglione sorgt mit weiteren Äußerungen für Wirbel
"Kinder, die nur eine Mutter und keinen Vater haben, sind die Kinder einer nicht besonders guten Mutter"

SPIEGEL ONLINE - 17. Oktober 2004, 19:22
URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,323598,00.html
Umstrittene Äußerungen:Buttiglione sieht sich als Opfer einer Hasskampagne
Der designierte EU-Kommissar Rocco Buttiglione hält sich für das Opfer einer "anti-christlichen Inquisition". Die Journalisten seien Schuld an dem Wirbel um seine Äußerungen über Homosexuelle und Alleinerziehende. Ihm würden mit Absicht die Worte im Mund herumgedreht, sagte er in einem Interview.

SPIEGEL ONLINE - 18. Oktober 2004, 19:04
URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,323758,00.html
Causa Buttiglione: Vatikan beschwert sich über neue Inquisition
Auch der Vatikan hat sich jetzt in den Streit um den designierten EU-Kommissar Rocco Buttiglione eingeschaltet, der Homosexualität als Sünde gegeißelt hat. Der zuständige Kardinal beklagte einen angeblichen neuen Anti-Katholizismus und schreckte selbst vor Vergleichen mit der Inquisition nicht zurück.

SPIEGEL ONLINE - 21. Oktober 2004, 13:25
URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,324242,00.html
Äußerungen über Homosexualität:Buttiglione entschuldigt sich ...
Der designierte EU-Kommissar Rocco Buttiglione hat sich für seine heftig kritisierten Äußerungen über Homosexualität als Sünde entschuldigt. Dem künftigen Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso schrieb er, er habe niemanden verletzen wollen. Der will ihm nun offenbar die Zuständigkeit für den Schutz von Minderheiten entziehen.

SPIEGEL.ONLINE-Archiv    kompletter Oktober 2004 zur "Causa Buttiglione"

 

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Dieter Beckers, Profi-Coach seit 1981
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